
Nein, es war nicht Spargel im Öl und auch nicht Spargel mit Öl !!
Nordwestlich von Hannover wird von März bis zum 26. Juni (Johannis – Tag) der berühme Spargel angebaut. Die Spargelstangen wachsen in Erdwällen und werden von Hand geerntet, sobald diese sich anschicken, das Licht des Tages zu erblicken. Durch weiße oder schwarze Abdeckungen wird die Wachstumsgeschwindigkeit gesteuert. Täglich werden diese Abdeckungen nur kurz angehoben, um die reifen Spargelstangen noch tief im Erdreich händisch abzutrennen, ohne nahe dabei wachsende andere Spargelstangen zu verletzen. In dieser Jahreszeit ist Spargel ein Muss auf dem Menüplan und die zeitgenaue Zubereitung – besonders für größere Gruppen – bleibt eine Herausforderung.
Kaffee und Tee in der lokalen Kaffeestube haben uns ausreichend geweckt für das erste Highlight der Tour: Die Sigwardskirche in Idensen (Nähe Wunstorf). 1129 wurde des Fundament für eine private (Eigen-) Kirche des Bischoffs Sigward von Minden auf dessem eigenen Grund und Boden in dem Dörfchen Idensen gelegt. Sigward hatte diese auch als seine Grabeskirche geplant und einen Wohnturm mit Brückenübergang neben die Kirche gebaut. Der Innenraum wurde 1130 bis 1140 aufwändig in Fresco- und SeccoTechnik mit Bildern zu Himmel und Hölle bemalt. Um 1500 wurde die Bemalung komplett übertüncht, um die Konzentration der Gläubigen nicht zu stören. Erst 400 Jahre später - im späten 19. Jahrhundert - wurde diese Malereien wieder entdeckt und so weit möglich im 20. Jahrhundert konserviert. So konnten wir einer spannenden und launig vorgetragenen Führung und Erklärung dieser Bilder aus dem 12. Jahrhundert durch den Vorsitzenden des Förderkreises lauschen.
Unser Weg führte uns dann vorbei am Steinhuder Meer und nördlich von zwei großen Flughäfen ein Stück entlang des Leinetals zu dem Landhaus am Golfpark. Vermutlich können nur die Mitglieder aus der nördlichen Hemisphäre den Genuss von frischem, weißem Spargel wirklich würdigen. Daher waren wir dankbar, dass wir nicht nur besondere Gäste aus dem „hohen Norden“ (Stade), sondern auch aus Bayern (meinen Namensvetter aus Aschaffenburg) in den Genuss köstlich zubereitetem frischem weißem Spargel haben kommen lassen können – Es lebe der „Nord-Südliche Divan (auch als Spargel-Straße bekannt -????)!
Aber dann kam die Überraschung für alle Texaner: In der Heide und westlich von Celle liegt das Örtchen Wietze. Dort wurde schon mit der beginnenden Industrialisierung das aus der Erde austretende Rohöl als Schmiermittel in kleinen Mengen aus den Bodenöffnungen geschöpft. Eine vom König von Hannover veranlasste Bohrung zur Exploration von vermuteten Kohlelagern bracht zunächst keinen Erfolg, weil diese auf einen Findling aus der Eiszeit traf. Nachdem diese royale Bohrung aufgegeben worden war, wurde eine weitere wenig entfernte Bohrung erfolgreich. Die insgesamt sandige Bodenbeschaffenheit brachte jedoch sehr zähes Rohöl und nur in kleinen Mengen zu Tage. Bis Anfang der 1960er Jahre wurden über 2.000 Bohrungen in Wietze abgeteuft. All das geschah noch vor der ersten Öl-Exploration in Texas. Wietze wuchs zur „Boom-Town“ Stadt und die Einwohnerzahl wuchs von einigen Hundert auf einige Tausend mit all den sich daraus ergebenden Problemen. Bohrgerüste waren unzählbar auf engstem Raum aufgestellt.
Zwischen 1900 und 1920 war hier das produktivste deutsche Erdölfeld mit einem Anteil von bis zu 80 Prozent an der Gesamtförderung. Da eine große Menge des Erdöls in Sandschichten eingebettet war, wurde in Wietze Öl auch im Bergbau gewonnen. Ab 1918/20 bestand in Wietze ein Erdölbergwerk, das am Ende über eine Streckenlänge von 95 Kilometer verfügte. Ölhaltiger Sand wurde gefördert, aus dem dann das Rohöl ausgekocht wurde. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in Wietze und dem Umland von Celle auch heute eine starke Industrie besteht, die in der Entwicklung von Bohr- und Verarbeitungstechnik in der Welt führend ist.
Nach einer sehr sachkundigen Führung aus dem Blickwinkel eines zuvor im Ölgeschäft Tätigen, hatte das Museum noch Kaffee / Tee und Kuchen bereit, damit auch die Energiereserven der Fahrer und Mitfahrer nicht mit dem Reservezeichen blinken mussten.
Mit dem hohen Maß an Disziplin aller Beteiligten konnte der Zeitplan gut eingehalten werden. Das regenfreie Fenster am Samstag nach Regen am Freitag und am darauffolgenden Sonntag hat seinen Beitrag zu einer fröhlichen, gelösten Stimmung geliefert.
Text: Wolfgang Eisert
Bilder: Heiko Dietz / Wolfgang Eisert / Erdölmuseum Wietze