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Workshop in der Eiszentrale Mariendorf im Juni 2022

11. Juni 2022
Technik-Seminar „Eis-Strahlen“ der Sektion B-BB


In der Sektion Berlin-Brandenburg gibt es nicht nur Ausfahrten und Stammtische, sondern wir führen auch von Zeit zu Zeit Technik-Seminare durch, die den Teilnehmern Hintergründe vermitteln sollen von technischen Zusammenhängen oder Verfahren, die im oder am Auto zur Anwendung kommen.

Und so trafen sicham 11. Juni 13 Jaguar-Freunde in Berlin-Mariendorf bei der Firma „Eiszentrale“, um sich Verfahren zur Oberflächenbehandlung anzusehen, insbesondere zur Entfernung von unerwünschten Belägen. Die Eiszentrale wurde von ihrem Inhaber Herrn Hasenleder aus dem eigenen Bedarf für sein Hobby gegründet, denn auch er ist Freund schöner (alter) Autos, bei denen es notwendig ist, Schmutz, Unterbodenschutz und Rost zu entfernen. Damit sind wir schon beim Thema: Das Thema „Strahlen“ ist schon lange bekannt, um fest sitzende Substanzen von Oberflächen zu entfernen. Die meisten der Strahlverfahren kommen aus der Industrie, um bestimmte Oberflächenbeschaffenheiten zu erreichen, und wurden dann auf den Bereich der Fahrzeugtechnik übertragen. Sicherlich hat schon jeder vom Sandstrahlen gehört. Dies war mit das erste dieser Verfahren, ist aber beim Auto nur eingeschränkt anwendbar, da die Gefahr sehr hoch ist, dass Schäden durch Verzug am Blech entstehen durch die starke Wärmeentwicklung, die beim Auftreffen des Strahlgutes auf die Oberfläche entstehen. Daher sollte man das Sandstrahlen nur bei Rahmen und Trägern anwenden. Auch bringt dieses Verfahren eine Riesensauerei mit sich, da sich der Sand überall wieder findet und dessen Beseitigung extrem aufwendig ist.

Im Gegensatz dazu ist das Strahlen mit Trockeneis „sauber“, da das Trockeneis ja aus reinem CO2 besteht, das beim Auftreffen auf die Oberfläche schlagartig verdampft und bei diesem Prozess den Schmutz und lose Bestandteile von Lack oder Rost mit sich reißt.

Einführend erläuterte Herr Hasenleder eingehend die Physik, die hinter dem Eisstrahlen steht und verwies auf die Risiken: Es gibt Unternehmen, die die entsprechenden Strahlgeräte ausleihen und das Trockeneisgranulat dazu. Dieses sollte man nicht über längere Strecken im Fahrzeug transportieren, denn wenn es verdampft, besteht akute Vergiftungsgefahr. Aus diesem Grund wird in der Eiszentrale auch nur bei offenem Tor gestrahlt, auch hat man ins Tor einen leistungsfähigen Ventilator eingebaut, der das CO2 abführt.

Für unterschiedliche Anwendungszwecke gibt es die Strahlgeräte in verschiedenen Größen: Für die Säuberung des Motorraumes beim sektionsleiterlichen XJ12 setzte Herr Hasenleder ein kleines Gerät ein, gespeist von einem herkömmlichen Werkstatt-Kompressor bei einem Druck von 7-8 bar. Es ist allerdings nicht der Druck entscheidend für das optimale Ergebnis, sondern die Luftmenge, die die Eispartikel mit sich reißt. Und daher steht vor der Halle ein ausgewachsener Baukompressor, der für die große Strahlmaschine die erforderliche Luftmenge bereit stellt.

Unser XK12 war ein dankbares Objekt für die Trockeneis-Reinigung, nach 36 Jahren mit unterschiedlichem Pflegegrad sah der Motorraum nicht mehr so schön aus. Speziell im Bereich der Batterie hatte sich Dreck angesammelt und unter der Batterie sieht es nicht mehr schön aus, da hat ausgetretene Säure für leichte Anrostungen und gehobene Lackschichten gesorgt. Dem rückte Herr Hasenleder dann mit dem kleinen Strahlgerät zu Leibe, mit dem Erfolg, dass diese Dreck-Ecke nun wieder präsentabel ist und eine hervorragende Grundlage für eine Rostschutzbehandlung mit Fertan und anschließender Lackierung darstellt. Lose Lackreste und Rostpartikel sind weg. Genau wie öliger und staubiger Schmutz auf Ansaugkrümmern, Klimakompressor, Einspritzgalerie und den anderen Teilen. Aufpassen soll man bei Aufklebern, die ja erhalten bleiben sollen, um die Originalität zu bewahren. Ebenso sollte man um die elektrischen Steckverbinder herum strahlen, denn nach der langen Lebensdauer besteht die Gefahr, dass die Steckverbinder einfach zerplatzen, da wahrscheinlich die Weichmacher längst verflüchtigt sind. Gummiteile wie Schläuche bleiben allerdings unbeschädigt, was letztendlich sehr vorteilhaft für das optische Gesamtergebnis ist! Der Sektionsleiter durfte auch selbst mal ran und konnte sich von der einfachen Handhabung des Systems überzeugen. Um es vorwegzunehmen, der XJ sprang auch wieder an!

Auch die „große“ Strahlmaschine kam während der Vorführung zum Einsatz: in der Halle stand ein Mercedes W108 auf der Bühne, eine sehr gut erhaltene USA-Ausführung, die ihren Zustand dem in USA großzügig aufgetragenen Unterbodenschutz verdankt. Diese Pampe sollte auf den Wunsch des Besitzers runter, und zwar so, dass der originale UnterbodenLACK erhalten blieb. Während das Sandstrahlen völlig ungeeignet ist, um den Unterbodenschutz auf Bitumenbasis zu entfernen (es bildet sich eine zähe Masse aus Bitumen und Sand), löst Trockeneis zumindest dünnere Schichten. Und so musste zwar das Bitumen aus den Radhäusern mühsam mit Drahtbürste und Heißluftgerät gekratzt werden, aber am Unterboden selbst konnte Herr Hasenleder demonstrieren, dass di Schutzschicht sauber durch Trockeneis zu entfernen ist, und der Lack da bleibt. Mit der nun neuwertigen Unterseite ist das Auto für den Freund absoluter Originalität deutlich mehr wert!

Doch was ist mit Rost? Oben habe ich ja schon ausgeführt, dass nur lose Rostpartikel mittels Trockeneis entfernt werden können. Für festsitzende Rostschichten bietet die Eiszentrale nun die Entfernung per Laser an. Der 200W-Laser brennt Rost weg und hinterlässt eine metallisch reine Oberfläche zur weiteren Bearbeitung. Dieses Verfahren ist relativ neu, aber effektiv, da auch sehr unregelmäßige Oberflächen wie Gewinde vom Rost befreit werden können. Allerdings gehört viel Erfahrung dazu, die richtige Dosierung des Lasers zu bestimmen, da sich jedes Metall anders verhält und bei zu starker Einstellung schnell leichte Riefen entstehen. Dies demonstrierte uns der Fachmann anhand eines Ventildeckels. Entstehen Riefen, können diese allerdings wiederum mit Trockeneis beseitigt werden, hier in der Kombination mit einem Glasstrahl-Modul. Feinster Glas-Sand sorgt dabei für eine fast spiegelnde Oberfläche!

Wir waren sehr beeindruckt von den Möglichkeiten der geschilderten Techniken und bedanken uns bei der Eiszentrale Berlin für die Möglichkeit, mal „über die Schulter“ zu schauen. Ich selbst war sicher nicht das letzte Mal dort, denn es stehen ja noch Projekte an…

Im Anschluss an den technischen Teil stärkten wir uns im Biergarten des Restaurant Brewdog, hier gab es leckeres Bier aus der hauseigenen Brauerei und leckere Burger. Beim Shuffle Board ließen wir den Nachmittag gemütlich ausklingen.

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Christoph Paliot
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