Nach den Weingegenden Ortenau (Durbach 2014), Mosel (Traben-Trarbach 2015) und Saale Unstrut (Weimar 2016) führte der Weg zum Jahrestreffen der Jaguar Association Germany dieses Mal nach Oberfranken und damit in eine der bekanntesten Bierregionen Deutschlands.
Und gleich am ersten Abend, beim schon 1405 urkundlich erwähnten „Schlenkerla“ in Bambergs Altstadt, konnten die Teilnehmer das hier gebraute Rauchbier kosten, das zwar nicht jedermanns Geschmack, dafür aber besonders selten ist. Und es konnte ja auch Wein bestellt werden – Unterfranken mit Sylvaner oder Bacchus liegt ja quasi um die Ecke.
Bamberg: Die komplette Altstadt ist Weltkulturerbe, und so ließen es sich viele nach dem Schlenkerla-Besuch nicht nehmen, noch ein paar Schritte zum im wahrsten Sinne des Wortes pittoresken Alten Rathaus zu schlendern (oder schlenkern). An einer Gedenktafel zu Ehren Graf Stauffenbergs lag dort ein frischer Kranz. Da fiel es allen ein: Es war der 20. Juli, Tag des Widerstands. Die Verbindung von Claus Schenk Graf von Stauffenbergs zu Bamberg rührt daher, dass er seine militärische Karriere 1926 im 17. Reiterregiment begann, in späteren Jahren dorthin zurückkehrte und schließlich im September 1939 in Bamberg auch seine Frau Nina ehelichte.
Am nächsten Morgen führte der Weg der ersten Etappe auf kleinen Straßen abseits der großen Verkehrswege Richtung Nordosten. Viel gab es hier zu sehen: Burgen und Schlösser, weite Auen, Felder bis zum Horizont, unterbrochen von kleinen Waldstücken. An vielen Feldern besonders auffällig: Als Abgrenzung blühen auf einem zwei bis drei Meter breiten Streifen Wildblumen in üppiger Pracht.
Die oberfränkischen Landwirte versuchen auf diese Art, dem in diesem Jahr vielzitierten Insektensterben zu begegnen und den Bienen, Wespen und anderem Gefleuch ihren natürlichen Lebensraum zu erhalten beziehungsweise zurückzugeben. Dort in einem klassischen Jaguar entlangzufahren, ist gut fürs Auge und die Sinne.
Treffpunkt zur Mittagspause war Obermaiers Waldeck in Edlendorf, einem Stadtteil Helmbrechts. Das rot verputzte Haus liegt idyllisch mitten in Feldern, das Essen, serviert unter weiß-gelben Markisen auf der großflächigen Terrasse, machte der sprichwörtlich guten fränkischen Küche alle Ehre.
Zurück ging es dann wieder über kleine Sträßlein, unterbrochen von niedlichen Fachwerkdörfern, und am Ende mitten durch die Bamberger Altstadt. Schon gleich nach dem Start war die Truppe über die Kettenbrücke, Hauptwachstraße, Maximiliansplatz, Heu- und Holzmarkt durch die Altstadt geleitet worden – dies auf ausdrückliche Empfehlung einer sehr freundlichen Dame im Landratsamt Bamberg Stadt, das für die Genehmigung zuständig war.
Am Freitagabend waren dann alle Teilnehmer eingetroffen, insgesamt, bedingt durch kurzfristige, krankheitsbedingte Absagen, dieses Mal verteilt auf 56 Fahrzeuge. Die Bandbreite reichte vom perfekt restaurierten, schwarzen Mark V von 1950 bis zum orangefarbenen F-Type- Coupé. Der Mark V war allerdings um einen Monat nicht das älteste älteste Fahrzeug des Treffens – diese Ehre und der zugehörige Pokal am Samstagabend ging an einen im Juni 1950 produzierten XK 120 OTS aus dem Norden der Republik.
Beim Start am Samstagmorgen gab es dann eine hoheitliche Überraschung. Unversehens standen nämlich Königin Silvia und König Carl Gustaf von Schweden hinter Organisator Mike Riedner, der gerade dabei war, die obligatorische Bordkarte mit einer kurzen Erklärung in jedes Auto zu geben und den Teilnehmern eine gute Fahrt zu wünschen.
Sofort und ganz unkompliziert kam man ins Gespräch, wobei der König sich sehr interessiert an dem zeigte, was die JAG hier veranstaltete. In Stockholm, so sagte er, gäbe es des Öfteren auch derartige Oldtimer-Veranstaltungen und manchmal würde er beim Start die schwedische
Flagge schwenken. Auf den Vorschlag hin, er sei herzlich eingeladen, dies auch jetzt zu machen, lachte er und meinte, dass er leider keine schwedische Flagge dabei habe, man sei ja privat über das Wochenende hier in Bamberg.
Schon am Vorabend war unter manchen JAG-Teilnehmern helle Aufregung, als sich das Königspaar ganz bodenständig mitten zwischen sie an einen Tisch auf der Terrasse gesetzt hatte. Nur wegen der ebenfalls sehr unauffällig agierenden Sicherheitsbeamten und einer dunkelblauen
gepanzerten Limousine konnten ganz Aufmerksame vorher bemerken, dass im Residenzschloss-Hotel Besonderes vor sich ging.
Die beiden offiziellen Gründe für den Besuch in Bayern war die Überreichung des Bayerischen Verdienstordens an Königin – Silvia die ja aus Bayern stammt – am darauffolgenden Montag, sowie der Besuch der Premiere der Bayreuther Festspiele am Dienstag.
Die Ausfahrt am Samstag, gespickt mit ein paar Aufgaben, die leicht zu lösen waren, wenn Fahrer und Beifahrer nur ausreichend aufmerksam waren, führte unter anderem zum Landgasthof Steiner in Großheirath, was insofern amüsant war, als die samstägliche Mittagsrast beim Jahrestreffen
in Weimar im Vorjahr nach Burgscheidungen geführt hatte.
Gesamtsieger wurden schließlich JAGSektionsleiter Olaf Hansen und seine Frau Angelika in ihrem weißen XK 150 DHC, was im Jubiläumsjahr dieses Jaguar-Typs prima passte. Damit setzte sich die Regel der vergangenen JAG-Jahrestreffen fort, nach der Gesamtsieger ihren Vorjahres-Titel nicht verteidigen können.
Für 2018 können es Hansens probieren:
Die JAG-Sektion Stuttgart hat Interesse angemeldet, das Jahrestreffen im nördlichen Schwarzwald auszurichten. Man sieht sich also wieder weiter südlich.